Typisch bayerisch ist anders. Das gilt sowohl für das Objekt als auch für sein direktes Umfeld. Letzteres ist von einer bunten Mischung aus Bauten geprägt, die überall in Deutschland stehen könnten.
Früher wohnte man hier zur Straße und betrieb im Hof in nüchternen Nutzbauten sein Gewerbe. Dieses abgestufte Verhältnis der Gebäude zur Straße war der Ausgangspunkt für die behutsam gesetzte Nachverdichtung.
Es sollte ein „Hinterhaus“ werden: ein zurückhaltend gestalteter Bau, dessen Nutzung sich nicht sofort zu erkennen gibt. Vielleicht ein kleiner Gewerbebau? Vielleicht der Umbau eines Bestands zu einem Wohngebäude? Die Verwendung roher Materialien vermeidet Repräsentation und vermittelt den Eindruck, dass dieses Gebäude hier schon immer gestanden haben könnte.
Grundrisse und Konstruktion sind so angelegt, dass mit geringen Veränderungen auf jeder Ebene sowohl gearbeitet als auch gewohnt werden kann. Heute befindet sich im Erdgeschoss eine Büroeinheit, darüber vier Wohnungen. Die Architektur bedient sich nur weniger Elemente: Austritte, Balkone und Terrassen in schwarz gestrichenem Baustahl, gleichmäßig verteilte reine Holzfenster, feine Profilierungen an den horizontalen Abschlüssen, ein bildhafter Kamin am Dach und eine warm-rote Verkleidung aus unregelmäßigen Klinkern.
Der Entwurf ist das Destillat vielfältiger persönlicher Architekturerfahrungen des Architekten und Bauherrn: von der örtlichen Kirche mit ihren schlanken Ziegelsäulen über die Backsteinhäuser Flanderns bis hin zur Backsteinarchitektur der Emilia Romagna.
Die Ziegelverkleidung lässt den Bau an seinem Ort fremd und vertraut zugleich wirken. Das Fremde aufgrund der Einzigartigkeit von Architektur und Material im direkten Umfeld wird ausbalanciert durch die grundsätzliche Vertrautheit mit dem traditionsreichen, allgegenwärtigen Material Ziegel. So kann sich die Faszination des schlichten Hauses aus Backstein auch im tiefsten Bayern entfalten.
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