Kirchenzentrum St. Johannes
Projekt:
Kirchenzentrum St. Johannes
Frankfurt Goldstein
Architekt:
Königs Architekten, Köln
Fotograf:
Christian Richters, Berlin
Ziegel:
Nr. 219 | Creme spezial
DF 240 x 115 x 52 mm
Lebendige Steine
Die Erlebnis-Kirche St. Johannes der Täufer ersetzt eine vorhandene Kirche, wobei das 1963 errichtete Baptisterium sowie der freistehende Glockenturm erhalten bleiben. Mit einem gemeinsamen Eingang von Gemeindezentrum und Kirche, dem flexibel teilbaren Kirchenraum und dem Konzept der „leeren Kirche“ beschreiten die Architekten hier neue, experimentelle Wege.
Mehr lesenSt. Johannes ist nach St. Franziskus in Regensburg und St. Marien in Schillig der dritte Kirchenbau von Königs Architekten. So unterschiedlich die drei Bauten anmuten, eines ist ihnen gemeinsam: die „lebendigen Steine“. Backstein gehört zur architektonischen Handschrift von Königs Architekten und seine Lebendigkeit entfaltet sich bei St. Johannes, das vielschichtig mit der Backsteinarchitektur- und Kirchenbautradition verwoben ist, wie eine Erzählung auf vielen Ebenen.
Der gesamte Neubau von St. Johannes ist außen mit einer Klinkerfassade verkleidet. Der Stein – ein hellgelber Wasserstrich-Klinker mit reduziertem Brand in einer Sortierung mit etwas höherem Grauanteil – setzt sich auch im Inneren der Kirche fort. So entsteht der Eindruck einer homogenen Steinwand, der uns aus historischen Kirchen vertraut ist. Aber was als 53 cm dicke Wand erscheint, ist ein mehrschichtiger Aufbau aus zwei Klinkerschalen, Dämmung, tragender Leichtbetonwand und Luftschicht. Die Homogenität des Steinmaterials wird lediglich erzählt und damit der Bogen zu einer jahrhundertealten Kirchenbautradition gespannt.
Auf Detailebene wird die Lebendigkeit des Backsteins durch ein dezentes Muster verstärkt. Der scheinbar „wilde Verband“ unterliegt einem strengen Regime von zwei Lagen DF-Steinen, gefolgt von einer Lage Römerformat mit systematisch eingestreuten Kopf- und Dreiviertelsteinen. Neben den Steinen tragen auch die sorgfältige Farbwahl und Ausführung der Fugen sowie handwerklich exzellent umgesetzte Details wie Fensterbänke und Stürze dazu bei, dass ein homogenes Ganzes entsteht und die große Backstein-Geschichte gelingt.
Am Ende ist es ein langer Auswahl-, Planungs- und Bauprozess, der aus einer Ziegelwand „lebendige Steine“ entstehen lässt, die im besten Fall Teil einer Jahrhunderte währenden Erzählung werden.