Welche Art von Gebäude in Bezug auf Plastizität und Materialisierung bringt der Stadt an dieser Stelle den besten Mehrwert? Diese Frage stellte das Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei ins Zentrum des Entwurfes für den neuen Verwaltungsbau der Sparkasse Ulm.
Wesentlich für ihre Beantwortung war das Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite: der „Neue Bau“, ein wuchtiges Backstein-Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert. Seine charaktervollen alten Ziegelmauern legten für den Neubau ein ähnliches, wenn nicht gar gleiches Material nahe. Aufgrund seiner Erfahrungen mit gebrauchten Ziegeln konnte der Architekt den Bauherrn von den Vorteilen des alten Steins überzeugen. Dabei zählte neben der Übereinstimmung mit den historischen Fassaden auch der Aspekt der Nachhaltigkeit. Vom Einsatz der Re-Use Steine (Recyclingsteine) profitieren das Stadtbild, der Ressourcenverbrauch und auch die Entwicklung zeitgemäßer Architektur. Denn die Verwendung alter Steine ermöglicht ein harmonisches Bauen im historischen Bestand, ohne dessen Formensprache zu imitieren. So entfalten die modernen Fensterbänder aus polierten Edelstahlrahmen in Zickzack-Form eine positive Wirkung im Stadtraum, indem sie die geschlossene Steinwand auflockern und den „Neuen Bau“ vielfältig spiegeln. Mit dem Neubau kann die Sparkasse Ulm gleichzeitig einen beispielhaften Umgang mit der historischen Umgebung und ihre Modernität demonstrieren.
Das recyceln von Baustoffen ist ein vielversprechender Ansatz, aber es setzt auch ein wertiges Material voraus. Backstein verfügt zweifellos über die Qualitäten für eine mehrfache Verwendung. Welches zweite Leben wohl den Backsteinen bevorsteht, mit denen wir heute bauen?